Shes at a German talkshow , hallo sontag!
interview:
Freitag, 5. Januar 2007. Es ist viertel vor neun. Model Julia Stegner ist zu Gast bei Eva Herman und Bettina Tietjen, die in einer Stunde wieder im live Cavallo talken. Zuvor hat Julia Stegner noch Zeit für ein Gespräch mit hallo-Sonntag-Redakteur Clemens Niehaus.
Hallo Julia, erst einmal ein "frohes Neues Jahr". Wie hast du denn Weihnachten und Silvester verbracht?
Julia Stegner: Ich hab Weihnachten mit meinen Eltern im Kreis der Familie gefeiert. Auch Silvester, was ich normalerweise in München mit Freunden feiere, hab ich dieses Mal mit meinen Eltern und mit meiner Schwester und deren Freund gefeiert.
Fühlst du dich in München noch zu hause?
Julia Stegner: Ja, natürlich, auf jeden Fall. Ich wohne zwar jetzt in New York, und das ist auch mein Zuhause, aber mein richtiges Zuhause wird immer bei meinen Eltern in München bleiben.
Inwieweit kann man München und New York vergleichen?
Julia Stegner: Das kann man schwer vergleichen. In New York sind die Leute viel offener als in München. Wenn man in München mit seinem Freudeskreis unterwegs, bleibt man auch unter sich, während man in New York immer wieder Leute kennenlernt. Die Menschen dort sind etwas offener, würde ich sagen.
Als Hannoveraner finde ich München schon ziemlich groß und New York ist ja noch viel viel größer...
Julia Stegner: Nee, eigentlich gar nicht. Ich finde New York eigentlich gar nicht so groß. Zumindest Manhattan ist ziemlich überschaubar. Es ist alles sehr einfach zu erlaufen, beziehungsweise mit dem Taxi zu erreichen. Man hat ja dort auch den Straßenbau mit den Vierecken, und das macht es ziemlich einfach sich dort zurechtzufinden. Ich finde, es ist dort viel einfacher irgendwo hinzukommen als in München. Deswegen hab ich nie verstanden, dass alle sagen New York ist so groß. Wahrscheinlich weil es so hoch gebaut ist. Klar, New York ist schon eine beeindruckende Stadt, die ganzen Skyscraper und es ist dort unwahrscheinlich viel los. Man findet dort keine Straße, wo keine Menschen drauf sind. In München gibt es kleine Straßen, wo einem kein Mensch begegnet, das gibt es in New York nicht.
Der Beruf "Model" gilt ja noch immer als Traumjob, wo siehst du die Licht- und die Schattenseiten des Berufes?
Julia Stegner: Es ist bestimmt nicht so ein Traumjob, wie immer alle denken. Gerade Mädels, die das machen wollen denken immer, das wär so glamourös, sie sehen aber dabei nicht die Schattenseiten, die schon dabei sind. Dass man dabei unheimlich viel rumreist, teilweise bin ich einen Monat lang nur unterwegs. Ich hatte das im Oktober oder November. Da war ich komplett unterwegs. Von New York nach Schweden, von Schweden nach Paris, von Paris nach London, dann wieder nach Paris, dann nach LA, dann wieder nach Europa. Und das ist unheimlich anstrengend. Das ist körperlich anstrengend, das ist seelisch anstrengend, und auch der Job ist sehr anstrengend. Das ist ja nicht nur einfach in die Kamera lachen, sondern es sind teilweise Tage wo wir um vier fünf Uhr morgens anfangen und dann bis spät in die Nacht arbeiten. Ich hab mal mit Karl Lagerfeld gearbeitet, da haben wir morgens um acht angefangen und waren am nächsten Tag um neun fertig. Andererseits kommt man natürlich auch viel rum, zu Orten, wo ich sonst nie hingekommen wäre. Obwohl, man sieht von den Orten nicht viel. Oft nur den Flughafen und das Set, wo die Fotos gemacht werden. Und man lernt viele Leute kennen. Und ... (lacht) ... man verdient auch nicht schlecht. Also, ich beschwere mich absolut nicht. Aber es ist eben nicht nur Glamour pur, so wie das immer alle denken.
Du bist ja mittlerweile fast zehn Jahre Model..
Julia Stegner: Naja, nicht ganz. Entdeckt wurde ich mit 14/15. (Julia wurde auf dem Münchner Oktoberfest von einem Scout der Agentur Louisa Models entdeckt, die auch schon Eva Padberg und Elle Macpherson berühmt machte. Anm. d. Red.) Ich hab zwar eine Agentur seit ich 15 bin - jetzt bin ich 22 - aber ich habe, bis ich 18 war, nicht hauptberuflich gemodelt. Bei mir hatte die Schule Priorität. Ich hatte damals nur ab und zu am Wochenende mal einen kleinen Modeljob in München, aber ich wollte zuerst meinen Schulabschluss machen.
War dir die Schule so wichtig?
Julia Stegner: Ja! Ich hätte nie ohne Schulabschluss angefangen, eigentlich wollte ich auch erst noch mein Fachabi machen. Aber dann kamen die guten Jobs, von der italienischen Vogue und von den guten Zeitschriften.. Und da haben meine Eltern, meine Freunde und die Agentur gesagt 'Julia, dein Fachabi kannst du ja immer noch machen. Wer weiß, ob dich nach dem Fachabi in zwei Jahren noch jemand sehen will'. Und das stimmt ja auch, es ist ein schnelllebiges Geschäft. Ich hab mir dann gesagt, 'ok, ich geb mir ein Limit von sechs Monaten, wenn es dann nicht klappt gehe ich wieder in die Schule'. Und Gottseidank hatte ich Glück, es hat geklappt.
Kommst du, so als Topmodel manchmal in Versuchung, abzuheben?
Julia Stegner: Es war eigentlich noch nie so, dass ich mir gedacht habe 'ich bin ja so toll'. Ich war nie abgehoben und angeblich bin ich es auch nicht. Aber das müssen andere beurteilen. Aber meine Eltern und Freunde haben mir bislang immer bestätigt, dass ich noch ganz normal geblieben bin. Und ich hab auch selber das Gefühl, dass ich noch so bin wie ich vorher war. Ich finde das auch selber sehr wichtig. Ich mache ja nichts Besonderes. Ok, ich mache einen Job, der vielleicht etwas außergewöhnlich ist, den nicht jeder macht, der in der Öffentlichkeit steht. Aber ich bin kein Arzt, ich rette keine Menschenleben - für mich gibt es keinen Grund abzuheben. Ich habe da, glaube ich, auch die richtige Erziehung von zuhause genossen, die mir da geholfen hat und die mich am Boden hält. .
Wie wichtig ist der Erfolg für dich und hast du manchmal Angst davor, irgendwann mal nicht mehr gefragt zu sein?
Julia Stegner: Ich bin schon ein sehr ehrgeiziger Mensch. Aber in diesem Business muss man einfach vorrausschauend wissen, dass der Erfolg nicht ewig anhalten wird. Gerade als Model hat man ein Verfallsdatum und man kann von heute auf morgen nicht mehr gefragt sein Das sollte man immer im Hinterkopf haben.. Klar wäre ich auch traurig wenn es irgendwann vorbei wäre, ich würde den Schlusspunkt schon gerne selber setzen. Andererseits will ich den Job auch nicht ewig machen. Ich will irgendwann ein ganz normales Leben leben, mit Familie, Kinder, Haus und Hund. Natürlich wäre es schwer, wenn es plötzlich vorbei wäre, aber ich könnte damit umgehen. Ich könnte mir auch vorstellen, das Fachabi zu machen und zu studieren. Es gibt noch Sachen in meinem Leben, die ich noch vorhabe ..
Die Modelszene ist ja im vergangenen Jahr arg in Verruf geraten, zwei Models sind an Unterernährung gestorben, daraufhin gab es in Barcelona Gewichtskontrollen und in Italien ist gerade ein Ethik-Code verabschiedet worden, der die Gesundheit der Models auf den Laufstegen schützen und eine "gesunde Mode" fördern soll. Danach dürfen die Models nicht jünger als 16 Jahre alt sein und der Body-Mass-Index nicht geringer als 18. Wie stehst du zu der Diskussion, hältst du solche Maßnahmen für sinnvoll?
Julia Stegner: Nein, das können sie zwar gerne alle machen, aber das nützt sowieso nichts. Es gibt jetzt auch eine Altersbeschränkung in Mailand, die gibt es in Paris schon seit Jahren. Da heißt es 'alles unter 16 Jahren ist Kinderarbeit' und ohne eine Kinderarbeitslizenz dürften die Models gar nicht oder nur wenig arbeiten. Und die Regeln werden nicht nützen. In Paris haben die Mädels auch gearbeitet und die Agenturen werden immer einen Weg finden. Ich weiß auch nicht, wie sie das immer machen. Ich habe mit 18 angefangen und ich persönlich hätte nicht jünger sein wollen. Man braucht für den Job ein unwahrscheinlich starkes Selbstbewußtsein. Ich glaube, man ist mit 14 , 15, 16 einfach noch sehr naiv und kann manche Sachen einfach nicht richtig einschätzen. Außerdem wird bei der ganzen Diskussion oft vergessen, dass die Models nicht zu dünn, oder magersüchtig sind, sondern schlcht sehr jung. Ein Großteil der neuen Models aus dem letzten Jahr waren unter 16, das waren alles junge Mädchen, die noch nicht voll entwickelt sind. Sie haben noch keine Hüften, die haben noch keine Oberweite und die haben noch keinen Po. Deswegen sehen viele von ihnen, ich sage nicht alle, so dünn aus. Es wird sich aber auch wieder ändern. Damals hatte man sich über den Heroin-Schick aufgeregt, das ist eine Phase.
Wie sieht das bei dir aus, achtest du sehr auf deine Ernährung?
Julia Stegner: Nö, ich esse eigentlich ganz normal. Ich esse gerne, das ist für mich eine Leidenschaft. Ich bin nicht so der Partygeher, ich gehe lieber zu einem schönen Abendessen mit Freunden und genieße dann das Essen auch. ich mache aber auch zum Ausgleich Sport. Früher in München habe ich acht Jahre lang Basketball gespiel, davor hab ich Ballett gemacht. In New York hab ich einen personal Trainer mit dem ich öfter trainiere und im Sommer, geh ich, wenn ich Zeit hab, Basketball spielen. Außerdem hab ich 'gute Gene', wie man so sagt. Ich konnte schon immer essen was ich wollte und hab nicht zugenommen. Ich ernähr mich nicht nur von Salat (lacht).
Hast du eine Lieblingssünde, was das Essen anbelangt?
Julia Stegner: Naja, für mich ist es ja keine Sünde.. Ich bin ein Pastafan, obwohl man sagt, Kohlenhydrate sind schlecht für die Figur. Aber ich hab schon immer Nudeln geliebt und ich esse fast jeden Tag Nudeln. Und ich liebe Schokolade und Nachtisch. Den gibt es bei mir fast jeden Tag.
Gibt es etwas, was du vermisst aus deiner Zeit als du noch unbekannt warst.?
Julia Stegner: Ich vermisse es, mit meinen Freundinnen in einen Club zu gehen und hemmungslos zu tanzen. Ich bin zwar nicht die große Weggeherin, aber wenn ich jetzt in München mal ausgehe, habe ich das Gefühl, ich kann nicht tanzen gehen ohne dass jemand guckt und mich beurteilt. Einmal bin ich unterwegs gewesen und alle haben sich umgedreht und geguckt, als ich in den Club kam. Mache finden das ja toll, aber ich hab mich dann in die hinterste Ecke gesetzt.
Wie lange brauchst du im Bad, bis du fertig bist?
Julia Stegner: Ach, gar nicht lange. Wenn ich abends nicht unterwegs bin, geht das geht ziemlich schnell, so zehn Minuten. Also mit duschen 15 bis 20 Minuten. Ich trage privat kein Make-Up und die Haare lasse ich Luft trocknen. Privat brezel ich mich nicht so auf (lacht)
Weißt du schon, was du in diesem Jahr für Aufträge hast?
Julia Stegner: Nee, das ist alles sehr kurzfristig. Ich hab schon Glück, wenn ich mal einen Monat vorher weiß, was ich mache. Normalerweise weiß man das höchstens eine Woche vorher. Ich hab mal ein Cover für die französische Vogue geschossen, das hab ich am selben Tag erst erfahren. Meist weiß ich es aber zwei, drei Tage vorher. Das war für mich am Anfang sehr schwierig, weil ich da sehr 'deutsch' bin, und sehr organisiert und durchgeplant war. Aber ich arbeite dran, lockerer zu werden (lacht)
Hast du eine fertig gepackte Reisetasche zuhause?
Julia Stegner: Manchmal, wenn ich weiß, das ich gleich wieder weg muss. Aber sonst packe ich gleich aus. Ich hasse das, wenn der Koffer rumsteht.. das sieht immer so aus, als wenn man auf dem Sprung wär. Da fühle ich mich auch nicht wohl. Aber man lernt ja im Laufe der Zeit, wie man den Koffer packt. Aber ich brauche immer noch zu lange dafür (lacht)